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150 Jahre Rotes Kreuz

  • 1. Teil: Ein klassisches "Rotkreuz-G`wachs" als Vorsitzender

    Eine seiner ersten Fahrten als junger Sanitäter wird er nie vergessen: der Transport eines Patienten mit Zwangsweste ins Bezirkskrankenhaus nach Gabersee. "Das Sicherheitssystem, die vielen verschlossenen Türen und die so unterschiedlichen Patienten, die ich dort sah - alle diese Bilder sind noch sehr lebendig," erzählt er.

    Der heutige Bürgermeister von Tittmoning entschied sich nach dem Abitur für den Sanitätsdienst in der Rotkreuz - Bereitschaft Tittmoning und leistete über 15 Jahre vor allem am Wochenende viele ehrenamtliche "Sankadienste" am Standort Fridolfing. Irgendwann reichte die Zeit für die Sanitätsdienste neben Beruf, Familie und politischen Ämtern nicht mehr aus und so wechselte der gelernte Diplom-Verwaltungswirt auf die Funktionärsebene - seit einigen Monaten ist der 60jährige neuer Rotkreuz-Kreisvorsitzender. "Ich habe mich für dieses Amt entschieden, weil ich alle Ebenen kenne und ein klassisches Rotkreuz- G'wachs bin."

    Als Vorsitzender hat er sich klare Ziele gesetzt: "Ich will die beiden wichtigen Säulen des Roten Kreuzes eng vernetzen: Auf der einen Seite das hoch professionelle Rettungswesen und auf der anderen Seite den ehrenamtlichen Bereich." Daneben wird er sich dafür einsetzen, die Breitenausbildung zu intensivieren. "Die Zahlen über das Erste-Hilfe-Wissen in der Bevölkerung sind erschreckend. Als die größte Hilfsorganisation müssen wir uns darum kümmern."

    Auch die "Hilfe als Spender", also die Blut- und Organspende, liegt Konrad Schupfner am Herzen. "Hierfür müssen wir vor allem die Jugend gewinnen, denn sie ist die Zukunft." Bei alle dem hat er einen der Grundsätze des Roten Kreuzes im Kopf: "Die Menschlichkeit steht für mich hier im Vordergrund, denn die Qualität einer Gesellschaft ist stark geprägt davon, wie groß die Hilfsbereitschaft und das Engagement für die Allgemeinheit sind. Ein gutes Beispiel hierfür waren die vielen Einsätze während des Hochwassers vor wenigen Wochen."
    cs

    Die Geschichte des Roten Kreuzes

    Der Schweizer Henry Dunant fand sich vor 150 Jahren unerwartet inmitten eines Schlachtfeldes in Solferino mit tausenden von Toten und Verwundeten, um die sich niemand kümmerte. Dunant errichtete ein Behelfshospital in der Kirche des italienischen Dorfes und sorgte vor allem mit Hilfe vieler einheimischer Frauen und Kinder für die Sterbenden und Verletzten.

    Geprägt durch diese Eindrücke gründete er 1863 mit Mitstreitern in Genf das "Internationale Komitee vom Roten Kreuz". Heute ist das "Deutsche Rote Kreuz" mit über fünf Millionen Mitgliedern eine der größten nichtstaatlichen Organisationen in Deutschland. In Landes- und Kreisverbänden, Ortsvereinen und Rotkreuz-Gemeinschaften sind 300 000 ehrenamtliche Helfer organisiert, wobei alle Strukturen sehr stark föderal und demokratisch geprägt sind.

    Angesteckt von den Ideen Henri Dunants gründete sich 1880 als erste "Rotkreuzwurzel" in Traunstein ein "Frauenzweigverein", der sich der Wohlfahrtspflege widmete. 1949 formierte sich das Bayerische Rote Kreuz als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Traunsteiner Geschäftsstelle war zunächst am Traunsteiner Stadtplatz, dann in der Leonrodstraße und ist seit 2007 auf dem ehemaligen Kasernengelände.

    Finanziert wird der Rote Kreuz durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und teilweise durch zweckgebundene Mittel von Bund, Land, Landkreis und Kommunen sowie durch die Kostenerstattung der gesetzlichen Sozial- und Krankenversicherungsträger. Trotz dieser Finanzierung ist das Rote Kreuz keine staatliche Organisation und ohne den Einsatz der vielen freiwilligen und ehrenamtlichen Helfer wäre seine Existenz nicht gesichert. 

  • 2. Teil: Das technische Urgestein der Wasserwacht

    Die Leidenschaft für Technik zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Auch bei der Wasserwacht des Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverbandes hat sich Franz Göth aus Chieming als "technisches Urgestein" verewigt. Der studierte technische Betriebswirt, Ofensetzer und Werkzeugmacher war einer der jungen Burschen, die Anfang der sechziger Jahre die Wasserwacht in Chieming neu aufbauten. "Ich hab damals nur alte Boote repariert, war alles altes Klumb", erinnert er sich schmunzelnd.

    Hartnäckig setzte sich Franz Göth mit Mitstreitern dafür ein, dass in Chieming - am gefährlichen Ostufer - eine Wasserwachtstation entsteht. Nach vielen Sanitäts- und Schwimmausbildungen wurde er Bootsführer und ist bis heute Ausbilder für den Nachwuchs. Über 30 Jahre war der Chieminger im Vorstand - 16 Jahre davon führte er als Vorsitzender die BRK-Kreiswasserwacht. In seinem Chieminger Haus bewahrt er seine vielen Auszeichnungen in einer Mappe auf - eines davon ist das goldene Ehrenzeichen für 50 Jahre Mitgliedschaft und seit einigen Monaten ist er Ehrenvorsitzender der Traunsteiner Kreiswasserwacht.

    Die Anfänge der Chieminger Wasserretter waren mehr als schwierig. "Wir hatten kein Telefon, kein Funkgerät und keine Rettungswesten. Nur Badehosen mit Wasserwachtsabzeichen." Einzige Hilfsmittel zur Rettung waren Bretter aus Holz, die oft mit Wasser voll gesogen waren, und ein Boot mit fünf PS-Motor - "eine Nussschale gegen zwei Meter hohen Wellen." Heute steht ein 500 PS-starkes Boot in der Chieminger Wasserwachtshütte, das sich gegen die berüchtigten Wellen am Ostufer behaupten kann.

    "Die ganze Technik und Ausbildung hat sich grundlegend geändert", resümiert Franz Göth. "Das Wasserrettungssystem hat sich der Umwelt angepasst. Mehr als heute kann man fast nicht mehr erreichen." Aber der Leichtsinn vieler Urlauber und Gäste, etwa auf dünnem Eis oder bei Sturmwarnung, ist und bleibt ein Problem. "Viele meinen immer: die Wasserwacht ist ja eh da...."
    cs 

    Die Geschichte der Wasserwacht

    Die Wasserwacht im Roten Kreuz blickt auf eine mehr als 100jährige Geschichte zurück. Ihren Namen erhielt sie in Regensburg, wo 1883 mutige Männer ihren ersten Einsatz im Hochwasser leisteten. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wurde sie, wie alle damaligen Verbände, durch ein Kontrollratgesetz der Militärverwaltung verboten. Kurze Zeit später erteilte die damals in Bayern amtierende Militärverwaltung dem Bayerischen Roten Kreuz den Auftrag, seine Arbeit wieder aufzunehmen - dazu zählten auch die Unfallrettungsdienste am Wasser.

    Der Rotkreuz-Wasserrettungsdienst etablierte sich neu, erhielt den Namen "Wasserwacht des BRK" und wurde als eigenständige Rotkreuz-Gemeinschaft in das Bayerische Rote Kreuz eingegliedert und erhielt ihr eigenes Symbol: den Rettungsring mit dem Roten Kreuz in der Mitte. Im Traunsteiner Landkreis wütete 1951 ein gewaltiger Sturm über dem Chiemsee und kostete fünf Menschen das Leben .In Übersee, Chieming und Seebruck gründeten sich Wasserwachten, die feste Wachstationen errichteten.

    Heute sind es 19 Ortsgruppen im Landkreis, deren aktive Mitglieder ein wachsames Auge auf die Freizeitsportler an Seen, Flüssen und Schwimmbädern haben. Um möglichst schnell an allen Gewässern Verunglückten helfen zu können, soll es in Zukunft neben Obing eine zweite "Schnelle Einsatzgruppe" am Tachinger-Waginger-See geben, ausgestattet mit Landfahrzeugen, kleinen leichten Booten und Tauchern. 

  • 3. Teil: Früh übt sich was ein Meister werden will

    Von Geburt an sind sie Mitglied beim Jugend-Rotkreuz: die Schülerinnen Anastasia und Constanze Weisky aus Trostberg. Ihre Eltern sind bekannte Führungsmitglieder im Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverband und das Familienleben ohne BRK ist nicht denkbar. Aber die beiden Weisky-Mädchen bestimmen inzwischen selbst wo und wie sie ihre Freizeit als Jugend-Rotkreuzler verbringen.

    Die 14jährige Constanze lernte die Trostberger Kinder-Rotkreuz-Gruppe mit fünf Jahren kennen - Mama Annette hatte damals die Gruppe übernommen. "Ich erinnere mich an Pflaster kleben", erzählt Constanze. Die Gruppenstunden waren sehr abwechslungsreich: Basteln, Gesundheitsthemen wie etwa das richtige Zähneputzen, Ausflüge, Theaterspielen, Patientenbesuche im Krankenhaus, Üben für den Jugend-Rotkreuz-Kreiswettbewerb - und natürlich das spielerische Lernen der Ersten Hilfe.

    Inzwischen ist Constanze Rettungsschwimmerin und ausgebildete Schulsanitäterin. Per Lautsprecher wird ihre Gruppe alarmiert, wenn in der Schule Notfälle passieren. Am liebsten aber spielt sie Mime und lässt sich mit geschminkten Wunden versorgen. "Hier lerne ich sehr viel aus den Fehlern der anderen." Ihre Schwester Anastasia ist eifriges Mitglied der Trostberger Wasserwachts-Jugend - mit einer Freundin initiierte die Kleine selbst eine Gruppe und ist oft Teamführerin. Unbedingt will sie möglichst schnell alle Ausbildungen bei der Wasserwacht machen - wie die große Schwester. "Am liebsten übe ich Erste Hilfe, wenn zum Beispiel einer umfällt". Als "Sanitäterin" war sie bereits während einer Klassenfahrt erfolgreich im Einsatz und versorgte Schürfwunden mit Pflaster, tröstete bei Heimweh und wusste Mittel gegen Kopfweh. Früh übt sich was ein Meister werden will....

    cs

    Die Geschichte des Roten Kreuzes

    1925 gründete sich das Deutsche Jugend-Rotkreuz in Berlin - Vorbild war das amerikanische Jugend-Rotkreuz, das durch seine Hilfssendungen und Briefe an die hungernden Kinder in Europa auch in Deutschland sehr beliebt war. Die Initiative kam von Lehrern und so entwickelte sich die erste Jugend-Rotkreuz-Arbeit in Schulgruppen.

    Ziel war es damals und heute, dem Nachwuchs die Gedanken und Ziele des Roten Kreuzes nahe zu bringen. Aufgrund seiner internationalen Bindungen wurde das Jugend-Rotkreuz 1933 von den Nationalsozialisten verboten und erst einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder gegründet. Bald dehnte sich die Jugendarbeit auch auf den außerschulischen Bereich aus. Im Traunsteiner Landkreis formierten sich in den 50er Jahren die ersten Jugend-Rotkreuz-Gruppen in Schulen. Sie übten Erste Hilfe und organisierten Dritte-Welt-Aktionen.

    Anfang der 70er Jahre begannen die Angebote und Ausbildungen der Jugend-Rotkreuzler neben der Schule. Heute sind 450 Jugendliche bis zu einem Alter von 27 Jahren JRK-Mitglied. Höhepunkt für die vielen Jugendgruppen der Rotkreuz-Bereitschaften und Wasserwachten ist der jährliche JRK-Kreiswettbewerb, wo sich die Besten in ihrer Altersgruppe wiederum für den Bezirkswettbewerb qualifizieren. Im Mittelpunkt stehen aktuelle Themen, wie etwa in diesem Jahr eine Klimahelfer-Kampagne unter dem Motto "Änder' was, bevor's das Klima tut." 

  • 4. Teil: Der Beginn einer großen Liebe im Sanka

    Zu Beginn war es Sympathie, dann wurde es die große Liebe, die beide seit über 50 Jahren zusammenhält: Der 19jährige Jakob Strobl trat 1958 in die Sanitätskolonne des Roten Kreuzes in Reit im Winkl ein und lernte hier die junge Heidi kennen, die den Rotkreuz-Dienst zusammen mit Freundinnen und Bekannten gegründet hatte. "Wir waren ein gutes Sanka-Team", schmunzelt der heute 74jährige Altlandrat .

    "Ich war der Fahrer und sie als Sanitäterin meine Begleiterin." Der gelernte Verwaltungswirt arbeitete damals in der Gemeinde in Reit im Winkl. "Der Sanitätswagen stand direkt am Rathaus", erinnert sich Strobl, "und so war ich bei einem Alarm oft der Erste im Sanka." 15 Jahre lang hielt er sich bereit, wenn Verletzte versorgt oder in ein Krankenhaus transportiert werden mussten. "Im Winter hatten wir in unserem Gebiet viele Unfälle - vor allem Skiläufer - einmal waren es über 300." Oft arbeitete der spätere Landrat auch als "Patiententräger", wenn es darum ging, Verletzte im Gemeindekrankenhaus mit frischem Gips oder Streckverband auf einer Trage in die oberen Stockwerke zu verlegen. Irgendwann wurde die Zeit für den aktiven Sanitätsdienst zu knapp und so ist Jakob Strobl seit vielen Jahren "nur noch einfaches Mitglied der Bereitschaft" - immer aber mit offenem Ohr, wenn die Rotkreuzler in Reit im Winkl seinen Rat suchen.

    1993 übernahm er in seiner Amtszeit als Landrat den Kreisvorsitz des Roten Kreuzes im Landkreis. "Eine schwere Zeit", erinnert er sich, "vor allem in finanzieller Hinsicht." Doch mit Hilfe anderer meisterte er diese Probleme und legte einen wichtigen Meilenstein für den Rotkreuz-Kreisverband: die Entscheidung für das Grundstück, auf dem heute das moderne Rotkreuz-Zentrum steht. Inzwischen ist er Ehrenvorsitzender des Rotkreuz-Kreisverbandes und hat viele Auszeichnungen erhalten, wie das goldene Ehrenzeichzen des BRK und das DRK-Ehrenzeichen, die er alle in einer Glasvitrine in seinem Büro aufbewahrt. "Ich bin stolz Rotkreuzler zu sein", meint er und mit Blick auf seine Heidi "es hat entscheidend unser Leben beeinflusst." cs

    Die Geschichte der Bereitschaften

    Die heutigen Rotkreuz-Bereitschaften sind die Wurzeln des Roten Keuzes. Angesteckt von den Ideen Henri Dunants, dem Gründer des Roten Kreuzes, entstanden 1866 während des deutsch-österreichischen Krieges zahlreiche Frauenvereine. Königin Augusta von Preußen nahm sie als "Vaterländischen Frauenverein" unter ihre Fittiche, der nicht nur Aufgaben im Krieg übernehmen, sondern auch bei Katastrophen, wie Überschwemmungen und Seuchen, helfen will.

    Nach dem Krieg waren es die Frauenbereitschaften und später die Sanitätskolonnen, in denen sich Frauen und Männer - streng getrennt voneinander - ehrenamtlich in den Dienst des Roten Kreuzes stellten, um vor allem Verletzten, Kranken und Hilfsbedürftigen zur Seite zu stehen. Ab Ende der 80er Jahre wurden in ganz Bayern nach und nach die beiden Organisationen zu "Bereitschaften" zusammengeführt.

    Auch im Traunsteiner Landkreis entwickeln sich die ersten Wurzeln des Roten Kreuzes schon sehr früh: So gründete sich 1880 in Traunstein ein "Frauenzweigverein", der sich der Wohlfahrtspflege widmete. In Trostberg entstand 1890 eine Frauenbereitschaft und 1905 die erste Sanitätskolonne - ein Jahr später dasselbe in Traunstein. Heute gibt es im Traunsteiner Landkreis 15 Rotkreuz-Bereitschaften mit etwa 500 Mitgliedern, die viele Aufgaben erfüllen: Ausbildung in Erster Hilfe, Betreuungs-, Sanitäts- und soziale Dienste, Blutspende und Jugendarbeit. Zudem bilden sie mit ihren Helfern und ihrer Ausrüstung die "Schnellen Einsatzgruppen", die ein wichtiges Bindeglied zwischen Rettungsdienst und Katastrophenschutz sind. 

  • 5. Teil: 620 Fahrten im „Achentaler Sanka“

    620 Fahrten im Krankenwagen begleitete sie als Rotkreuzschwester - die 83jährige Maria Gerstl aus Übersee. Fein säuberlich mit gestochener Handschrift hat sie jeden Einsatz in einem kleinen Büchlein festgehalten. Die gelernte Schneiderin stieg 1962 zum ersten Mal im Januar in den "Sanka", nachdem sie ihre Leidenschaft anderen zu helfen in einem Erste-Hilfe-Kurs entdeckt hatte.

    "Mein erster Patient im Rettungswagen hatte ansteckende Gelbsucht", erinnert sie sich und musste ins Krankenhaus nach Adelholzen. "Ich konnte hier nicht viel tun, nur ihm gut zureden." Den Umgang mit den Patienten liebte die zierliche Frau besonders. "Einmal transportierten wir ein Kind von einem Münchener Krankenhaus nach Übersee. Ich habe mit der Kleinen gesungen und ihr Geschichten und Märchen erzählt."

    Aber auch an traurige Einsätze erinnert sie sich, vor allem wenn Kinder und Jugendliche während der Fahrt im Rettungswagen oder später im Krankenhaus verstarben. Da es zur damaligen Zeit weder Telefon noch Piepser in der Wohnung von Maria Gerstl gab, lief sie bei einem Einsatz dem Krankenwagen auf ihrer Straße entgegen oder der Fahrer hupte kurz vor ihrem Haus. "Oft zog ich mich im Sanka fertig an, denn nachts kam ich ja aus meinem warmen Bett."

    Als 1975 der "Achentaler Sanka" kaputt ging und der neue Rettungswagen in Grassau stationiert wurde, endete für Maria Gerstl der Dienst als Rotkreuzschwester. Der Weg in die Nachbargemeinde war vor allem für die nächtlichen Bereitschaftsdienste zu weit von ihrer Wohnung entfernt, denn sie pflegte neben der Arbeit ihre Mutter zu Hause. "Ich weinte nach meiner letzten Sanka-Fahrt bitterlich". Doch sie blieb dem Roten Kreuz treu und arbeitete bei vielen Sanitätsdiensten mit, wie etwa beim Reggaefest in Übersee - noch als über 70jährige. Heute steht sie im "Glückhafen" des Roten Kreuzes und verkauft Lose auf den Märkten in Grassau.

    Im letzten Jahr erhielt Maria Gerstl für 50 Jahre die Ehrennadel des Deutschen Roten Kreuzes. "Für mich war es die schönste Zeit meines Lebens", resümiert die Überseerin, "denn ich konnte vielen Menschen helfen und ihnen zur Seite stehen, wenn sie leiden mussten. Wenn ich könnte, würde ich heute noch im Rettungswagen mitfahren."

    Die Geschichte des Rettungsdienstes

    Henry Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, ruft 1859 in Solferino einen ersten „Rettungsdienst“ ins Leben, als er abseits vom Schlachtfeld beginnt, eine Versorgung der verletzten Soldaten zu organisieren. Seine Idee war es, eine neutrale Hilfsorganisation zu gründen, die im Kriegsfall Notleidende und Verwundete versorgt. Dieser Grundgedanke ist historisch, denn zum ersten Mal bekennen sich wenige Jahre später Mächtige zum Prinzip der Menschlichkeit – diese Idee geht um die Welt.

    Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges sind vor allem die Rotkreuz-Schwestern die letzte Hoffnung für unzählige gefangene Soldaten. Im Traunsteiner Landkreis war der Beginn des Rettungsdienstes 1887: In Traunstein stand ein Feuerwehr-Sanitätszug mit einem pferdebespannten Sanitätswagen für Notälle zur Verfügung. Viele Jahre waren es in erster Linie die vielen Ehrenamtlichen – vor allem in den Außenstellen - die mit ihrem Einsatz einen Rettungsdienst ermöglichten. Vieles änderte sich 1974 mit dem Rettungsdienstgesetz, das unter anderem die Anzahl hauptamtlicher Rettungssanitäter festlegte.

    Heute bewältigt der Rettungsdienst des Roten Kreuzes über 90 Prozent aller Einsätze und hat fast 70 Alarmierungen pro Tag sowie knapp 13 000 Krankentransporte im letzten Jahr. Die Rotkreuz-Einsatzfahrzeuge verteilen sich auf die sieben Rettungswachen in Fridolfing, Trostberg, Traunreut, Traunstein, Ruhpolding, Reit im Winkl und Grassau.

  • 6. Teil: „Ich wünsche mir Erste Hilfe mit dem Teddybär...“

    Als 17jähriger schnupperte er zum ersten Mal "Rotkreuz-Luft" und war damit 1979 das jüngste BRK-Bereitschaftsmitglied in Traunstein: Wolfgang Raufeisen begeisterte sich schnell für die Rettungsarbeit, absolvierte viele Lehrgänge und sammelte praktische Erfahrungen im BRK-Rettungsdienst sowie zahlreichen Sanitätsdiensten.

    Der gebürtige Traunsteiner ist mit Leidenschaft Lehrer für Pflegeberufe - seit knapp drei Jahren leitet er die Berufsfachschule für Krankenpflegehilfe im Bildungszentrum für Gesundheitsberufe Traunstein. Die Arbeit im Rettungsdienst war zeitlich schwierig mit seinem Beruf als Krankenpfleger zu vereinbaren. "Ich wollte mich aber unbedingt beim Roten Kreuz engagieren." Heute blickt er auf über 30 Jahren BRK-Ehrenamt zurück - seit zwei Jahren ist Wolfgang Raufeisen Chefausbilder - genannt Instruktor - für Erste Hilfe im Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverband.

    "Mir macht das großen Spaß und ergänzt sich gut mit meinem Beruf", meint er. Neben der Ausbilderschulung leitet er viele Kurse wie etwa für Führerscheinbewerber. Wolfgang Raufeisen beobachtet intensiv die Entwicklung innerhalb der Ausbildung beim Roten Kreuz. "Vieles verändert sich", meint er, "so etwa der Anspruch an die Kursräume und das Material." Aber vor allem würden sich die fachlichen Inhalte häufig wandeln. "So etwa die Diskussion über die Helmabnahme, die stabile Seitenlage und die Wiederbelebung."

    Die Diskussion um diese Inhalte sei wichtig, denn hier spiegeln sich viele Erfahrungen aus der Praxis wider, die in der Notfall- und Katastrophenmedizin in anderen Ländern der Erde gemacht werden., die viele Naturkatastrophen erleben." Er selbst, der mit dem bronzenen BRK-Leistungsabzeichen geehrt wurde, hat ein großes Anliegen.

    "Ich wünsche mir, dass in unserem Land alle Bürger ab dem Kindesalter regelmäßig in Erster Hilfe geschult werden, wie auch in manchen anderen Ländern. Das Üben der Ersten Hilfe soll mit dem Teddybären im Kindergarten beginnen, an den Schulen und später im Beruf regelmäßig weitergeführt werden und irgendwann für jeden in Fleisch und Blut übergehen. Dann hätte keiner mehr Angst davor, im Notfall richtig zu handeln, nach dem Motto - Gib Deinem Mitmenschen eine Chance zum Überleben - lerne Erste Hilfe."

    cs 

    Die Geschichte der Breitenausbildung

    Ausbildung in der Ersten Hilfe für Bürger und Helfer - das hat sich das Rote Kreuz seit Beginn seiner Gründung auf die Fahne geschrieben. 1862 macht Henry Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, den Vorschlag, in "Friedenszeiten freiwillige Hilfsgesellschaften zu gründen, deren Mitglieder in Kriegszeiten Verwundete pflegen..." Diese freiwilligen Krankenpflegerinnen und -pfleger "müssen im Voraus ausgebildet werden..."

    Im Traunsteiner Landkreis sprießten schon früh die ersten Wurzeln für die Ausbildung: Ab 1906 stellte sich die "Freiwillige Sanitätskolonne Traunstein" die Aufgabe, für Krankentransporte und Erste-Hilfe-Leistungen in Unglücksfällen sowie für Desinfektionen infizierter Wohnungen "zuverlässige Kräfte durch Ärzte ausbilden zu lassen und einzusetzen", wie es in alten Schriften heißt.

    Heute bietet der Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverband jährlich etwa 300 Notfall-Kurse an und bildet über 2000 Teilnehmer sowie ehrenamtliche Sanitäter aus. Mit im Programm sind Spezialkurse wie "Erste Hilfe am Kind" sowie das spielerische Lernen in Kindergärten und Schulen. 

  • 7. Teil: Ein Leben für die Sozialarbeit

    Ihr Name ist eng verbunden mit einem der Grundpfeiler des Roten Kreuzes: Seit fast 50 Jahren prägt Irmi Ditsch die soziale Arbeit des Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverbandes. Unter ihren Fittichen entwickelten sich vor allem das Essen auf Rädern und der Hausnotruf zu wichtigen Angeboten im Landkreis.

    Mit 15 Jahren fing die Traunsteinerin 1965 als Bürolehrling beim Roten Kreuz an. Erste-Hilfe- und Sanitätskenntnisse gehörten wie selbstverständlich dazu. "Wir trugen im Büro alle weiße Kittel", erinnert sich die 65jährige. "Und wenn die drei hauptamtlichen Sanitäter des Rettungsdienstes unterwegs waren, mussten wir aus dem Büro uns um die Notfälle kümmern."

    Viele "greisliche Sachen" erlebte die junge Frau damals - am schlimmsten war der Fund eines ertrunkenen Mädchens. "Ich lernte mir zu helfen wissen und mitzudenken." Nach der Lehrzeit änderte sich nicht viel für Irmi Ditsch: Neben der Büroarbeit half sie bei den Altkleider-Sammlungen des Roten Kreuzes und sprang immer wieder im Notfall als Rettungsdienst-Helfer ein - inzwischen war sie auch ausgebildete Schwesternhelferin und lernte mit dem Funk umzugehen.

    Das soziale Engagement des Rotkreuz-Kreisverbandes begann mit der Kindererholung: Kinder von sozial schwachen Familien durften in Südtirol oder an Nord- und Ostsee Ferien machen. Irmit Ditsch begleitete die Fahrten und bemühte sich um Spenden und Zuschüsse. Im Juni 1975 startete unter ihrer Leitung das Essen auf Rädern. "Mit Beuteln haben wir angefangen." Wenig später baute Irmi Ditsch ein weitverzweigtes Netz für den Hausnotruf auf. Parallel betreute sie Anfragen des Suchdienstes, kümmerte sich um Einzelfallhilfen, vermittelte Kuren für Mütter und Väter und organisierte die jährliche Chiemsee-Schifffahrt sowie die Senioren-Weihnachtsfeier.

    Ihre Arbeit liebt sie - in wenigen Monaten "muss" sie in Rente gehen, wird aber stundenweise die Kunden von Hausnotruf und Essen auf Rädern weiterhin betreuen. "Für mich ist der Kunde als Mensch immer das Wichtigste. Sein Vertrauen zu gewinnen und für ihn das Richtige zu finden."

    cs

    Die Geschichte der sozialen Arbeit

    Die Sozialarbeit beim Roten Kreuz ist so alt wie die  Hilfsorganisation selbst: Seit der Schlacht von Solferino bildeten sich Frauenvereine, parallel zu den Sanitätsvereinen, die meist aus Männern bestanden. Sie leisteten Hilfe für Mütter, Kinder sowie Kranke, und unterstützten die Sanitätsvereine.

    1921 schlossen sich Sanitäts- und Frauenvereine zum Deutschen Roten Kreuz zusammen. Seitdem hat sich die Sozialarbeit ständig weiterentwickelt und passt sich den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen an. Dabei verfolgt die  Rotkreuz-  Sozialarbeit den Grundsatz,  andere Menschen durch "Hilfe zur Selbsthilfe" zu unterstützen.

    Die soziale Arbeit des Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverbandes begann mit seiner Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg: Zu Beginn bemühten sich die Mitarbeiter um Visa für Aussiedler, betreuten Anfragen nach Vermissten innerhalb des Suchdienstes, kümmerten sich um Einzelfallhilfen und organisierten die Kindererholung. Heute ist die soziale Arbeit  sehr vielfältig:  Essen auf Rädern (seit 1978),  Hausnotruf -das SOS-fon-,  Suchdienst, Einzelfallhilfen, Seniorenweihnachtsfeier, Behindertenball, die Chiemsee-Schifffahrt und der Blutspendedienst. Neu ist das Frischemobil, das heißes Essen liefert, und das "Betreute Wohnen zu Hause".

  • 8. Teil: „Mister Katastrophenschutz“

    Eigentlich müsste man ihn im Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverband "Mister Katastrophenschutz" nennen, denn hier hat der gebürtige Traunsteiner Fredl Mayer viel bewegt. "Infiziert mit dem Rotkreuz-Virus habe ich mich als junger Mann bei einem Erste-Hilfe-Kurs", erinnert er sich. Ab dann war klar, dass der gelernte Kaufmann einen neuen Berufsweg einschlagen würde: ab 1975 war Fredl Mayer hauptamtliches Mitglied im Rotkreuz- Rettungsdienst.

    Die neue Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten: Als in den siebziger Jahren die ersten Pläne für den Aufbau eines Katastrophenschutzes in Bayern diskutiert wurden, war Fredl Mayer mit einer der Ersten, die sich engagierten. Nach einem Erdbeben in Italien, wohin er 1981 mit einer Gruppe von Helfern eilte, wusste er, wie wichtig der Katastrophenschutz ist. "Es war ein Schlüsselerlebnis", meint er. Als Katastrophenschutz-Beauftragter legte er mit die Grundsteine im Landkreis: In Trostberg formierte sich zusammen mit anderen Sanitätseinheiten im Landkreis ein Sanitätszug, der für die medizinische Versorgung einer Vielzahl von Verletzten bereit stand, sowie ein Betreuungszug in Traunreut und Grassau, der Verletzte und Betreuer versorgen und unterbringen sollte.

    Ab sofort fanden für die Mitglieder des Katastrophenschutzes regelmäßige Übungen und Schulungen unter der Führung von Fredl Mayer statt. 1996 wurden die bayerischen Sanitätszüge aufgelöst und damit auch die beiden Einheiten im Landkreis. Ausrüstung und Fahrzeuge wurden auf die heutigen Bereitschaften, die ihren Teil für den Katastrophenschutz im Landkreis ab sofort leisteten, umverteilt. "Ohne freiwillige Helfer, die viele Stunden ihrer Freizeit dafür geben, würde es keinen Katastrophenschutz geben", urteilt der Fachmann. "Allein die Ausbildungen, Übungen und Wartungen von Material kosten viel Zeit."

    Für Fredl Mayer endete seine Zeit als "Mr. Katastrophenschutz". Als Leiter der Trostberger Rotkreuz-Bereitschaft beobachtete er in den folgenden Jahren intensiv die neuen Entwicklungen. Inzwischen hat er eine neue Leidenschaft gefunden: Fredl Mayer leitet seit 13 Jahren die Auslandshilfe des Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverbandes. "Begonnen hat alles 1989 mit dem Flüchtlingslager in Trostberg. Heute bin ich viel im Ausland unterwegs, vor allem in Rumänien." 

    Die Geschichte des Katastrophenschutz

    In den siebziger Jahren formierte sich der Katastrophenschutz in Bayern und wurde zunächst von Bund und Freistaat finanziell gefördert - 1976 waren die Anfänge im Traunsteiner Landkreis. Die heutigen Rotkreuz-Einheiten des Katastrophenschutzes, genannt "Schnelle Einsatzgruppen" (SEG) haben sich aus den früheren Sanitätsgruppen formiert.

    Sie kommen jetzt etwa bei großen Unfällen oder Naturereignissen zum Einsatz, wenn der örtliche Rettungsdienst überfordert ist oder das Landratsamt den Katastrophenfall ausruft. Die SEGs sind mit ihren unterschiedlichen Ausrüstungen auf den gesamten Landkreis verteilt: Inzell, Siegsdorf, Ruhpolding, Grassau, Reit im Winkl, Traunstein, Traunreut, Trostberg, Tittmoning und Fridolfing. Vor knapp zwei Jahren wurde der Katastrophenschutz im Traunsteiner Landkreis auf der Grundlagen von politischen Vorgaben neu organisiert und in verschiedene Fachbereiche aufgeteilt: die SEG Behandlung, SEG Transport, Betreuung, Verpflegung, Sicherheit und Technik, Information und Kommunikation, sowie die Rettungshunde.

    Etwa 2400 ehrenamtliche Rotkreuzler stehen ständig für den Katastrophenschutz in Bereitschaft. Finanziert wird der Katastrophenschutz aus Beiträgen und Spenden des Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverbandes, sowie Zuschüssen von Landkreis, Bund und Freistaat Bayern. Sie stellen auch teilweise Material zur Verfügung, wie etwa Fahrzeuge.

  • 9. Teil: Der Retter aus der Luft

    Was für viele ein Traum bleibt hat sich für ihn zufällig erfüllt: Als Günther Hocheder 1987 als hauptamtlicher Mitarbeiter im Rettungsdienst des Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverbandes anfing, bekam er wenige Monate später das Angebot, Crewmitglied im Rettungshubschrauber Christoph 14 zu werden. "Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen Ausbildung", resümiert er, der schon als Jugendlicher die Arbeit im Rettungsdienst kennen lernte.

    In den über 20 Jahren haben sich die Aufgaben für ihn als Luftrettungsassistent im Hubschrauber sehr verändert. "Während wir früher eine Landkarte auf dem Schoß hatten, unterstützen wir heute den Piloten während des Fluges mit einer computergesteuerten Navigation." Bereits während des Anfluges spricht sich Günther Hocheder mit dem Notarzt über das Zielkrankenhaus sowie das Vorgehen am Einsatzort ab und hält über Funk Kontakt zur Integrierten Leitstelle sowie den beteiligten Rettungskräften, wie Bergwacht und Wasserrettung.

    Früher gab es kein Rettungstau, das heute bei vielen Einsätzen in schwierigem Gelände unverzichtbar ist. "Hier bin ich das dritte Auge des Piloten und stehe auf der Kufe des Hubschraubers", beschreibt Hocheder seine Arbeit mit dem Rettungstau. Für ihn ist die Flugrettung "das Tüpferl auf dem i" bei seiner Arbeit im Rotkreuz-Rettungsdienst, der je nach Dienstplan auch auf festem Boden stattfindet. Manche Flüge haben sich tief in seine Erinnerungen eingegraben: So etwa ein Suchflug am 13. August 1989 bei Mühldorf, als der Rettungshubschrauber über dem Innkanal durch eine Stromleitung flog, diese durchschlug und mit beschädigten Rotorblättern landen musste.

    Schlimm war für Günther Hocheder und seine Crewkollegen der Einsatz bei der Brandkatastrophe am Kitzsteinhorn vor fast 13 Jahren mit 155 Toten - Christoph 14 war einer der ersten, der zur Unglücksstelle kam. Aber es gab auch schöne und bewegende Momente, wie die Geburt der kleinen Janine vor zwei Jahren im Hubschrauber, der für die Niederkunft auf einem Acker bei Taching landete. Innerhalb von wenigen Minuten war das Baby auf der Welt. "Dann starteten wir mit einem Patienten mehr an Bord in Richtung Krankenhaus", schmunzelt der Luftretter.

    Nach über 10 000 Hubschrauberflügen ist für Günther Hocheder zum Ende des Jahres Schluss mit der Flugrettung, um einem jüngeren Kollegen Platz zu machen - dann ist er "nur" noch Rettungsassistent am Boden. "A bisserl wird mir der Hubschrauber sicher fehlen...."

    cs

    Die Geschichte der Luftrettung

    Für das Rote Kreuz gehört die Luftrettung mit dem Rettungsdienst zu Lande und zu Wasser zu den zentralen Aufgaben. Ende der 60er Jahre etablierte sich die Luftrettung in Deutschland - Grund waren die erschreckend hohen Zahlen von Unfalltoten auf den Straßen. Rettungsdienst und Feuerwehr war es damals oft nicht möglich, die Einsatzstelle rechtzeitig zu erreichen.

    Christoph 1 war der erste Rettungshubschrauber in Deutschland, der ab 1970 vom städtischen Krankenhaus München-Harlaching aus regelmäßig für Notfälle eingesetzt wurde. Im Traunsteiner Landkreis begann die Luftrettung 1972 zunächst mit einer Privatfirma, allerdings nur am Wochenende. 1976 wurde mit Christoph 14 am damaligen Stadtkrankenhaus Traunstein die dritte Rettungshubschrauber-Station Bayerns in Dienst gestellt- seitdem betreibt das Rote Kreuz die Station im Auftrag des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung.

    Zu den schwarzen Tagen in der Geschichte gehören drei Abstürze: 1982 bei Kastl, 1983 bei Oberteisendorf und 1989 bei Mühldorf. Bis heute steigt die Zahl der Einsätze ständig - über 1600 waren es im vergangenen Jahr. Neben den Piloten der Bundespolizei-Fliegerstaffel Süd in Oberschleißheim und den Notärzten aus dem Traunsteiner Klinikum zählen zum Team die sechs Luftrettungsassistenten, die vom Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverband für die Luftrettung bereitgestellt werden. 

  • 10. Teil: Rotkreuz-Mitglied mit Leib und Seele

     Mit Pferd und Wagen kam das kleine Mädchen von Jugoslawien nach Deutschland. Bei einem Bombenangriff sorgte sich ein Soldat um das Kind und warf sie blitzschnell unter den Wagen. Gut zehn Jahre später begann Resi Moritz aus Übersee sich um ihre Mitmenschen zu sorgen: als Rotkreuz-Schwester in jungen Jahren um Kranke und Verletzte im Achental - später um ihre Familie.

    Im Kreise ihrer Enkelkinder, die sie mit groß gezogen hat, verfolgt die 74jährige nach wie vor die Entwicklung des Roten Kreuzes im Landkreis. Inzwischen ist sie seit weit über 50 Jahren Fördermitglied. "Als ich 18 Jahre alt war, warb mich ein Polizist als Sanitätsschwester beim Roten Kreuz an", erinnert sich die dunkelhaarige Frau. Schnell war das junge Mädchen begeistert und schulte sich zusammen mit Bekannten in Erste-Hilfe-, Sanitäts- und Spritzenkursen.

    Bald saß Resi Rackaseder, wie sie nach ihrer Hochzeit hieß, als Rotkreuz-Schwester regelmäßig im "Achentaler Sanka", der im Feuerwehrhaus in Übersee stationiert war. "Meist waren es Wochenend- oder Nachtdienste", erzählt sie, "aber auch unter der Woche holte man mich aus der Firma. Mein Chef war großzügig und fuhr mich manchmal sogar zum Sanka."

    Die Rotkreuz- Schwesterntracht hatte sie während der Arbeit immer bei sich. Lebhaft in Erinnerung sind ihr die Geburt zweiter Kinder während der Fahrt im Sanka. "Ich bin der Mutter beigestanden und hab nach der Geburt die Nabelschnur abgebunden." Schlimm waren die Einsätze auf der Autobahn, "denn es gab damals ja keine Anschnallgurte - da waren die Verletzungen oft sehr schwer - manchmal war ich und der Sanka ganz blutig." Mit Geburt der ersten Tochter beendete Resi Rackaseder ihre aktive Rotkreuz-Zeit, "aber ich gehör' immer noch dazu, weil ich ja Mitglied bin."

    Interessiert verfolgt sie Berichte über den Traunsteiner Rotkreuz-Kreisverband. "Ich hab große Achtung vor den Leuten beim Roten Kreuz." Ihre Unerschrockenheit hat sich die Überseerin bis heute bewahrt - trotz vieler Schicksalsschläge in der Familie. Immer noch bewahrt sie ihre alten Rotkreuz-Ausweise und die Schwesterntracht sorgsam auf - auch einen handbemalten Teller, den ihr die Rotkreuz-Kollegen zur Hochzeit geschenkt hatten.

    cs

    Die Geschichte der Fördermitglieder

    Damals wie heute kann jedes Mitglied die Höhe seines Beitrages selbst bestimmen und jederzeit ändern. Mit eingeschlossen in die freiwillige Mitgliedschaft ist der Anspruch auf einen kostenlosen weltweiten Rücktransport bei medizinischer Notwendigkeit sowie die kostenfreie Inlandsrückholung vom Unfall- ins Heimatkrankenhaus nach ärztlichem Einverständnis.

    Zudem bietet das Rote Kreuz seinen Mitgliedern eine weitere Leistung, die der Flugdienst des Roten Kreuzes ohne Aufpreis anbietet: Sollte die "angemessene medizinische Versorgung" im Ausland sowie die Transportfähigkeit des erkrankten Rotkreuz-Mitgliedes unklar sein, entsendet der Flugdienst einen Arzt zum betroffenen Mitglied, um vor Ort den Fall beurteilen zu können.

    Von den Mitgliedsbeiträgen werden wichtige Rotkreuz-Aufgaben finanziert: die vielen sozialen Dienste, die Wasserwacht, das Jugend-Rotkreuz, die Bereitschaften, die Ausbildung in Erster-Hilfe, der Katastrophenschutz, die Rettungshunde-Staffel, die Krisenintervention und die Blutspende. Auch die Aus- und Fortbildung der eigenen Mannschaft wird aus den Geldern finanziert, um das hohe Niveau der Hilfe in allen Bereich sicherzustellen. Für alle diese Aufgaben würden die Erlöse aus Sammlungen, Spendenaktionen und Zuschüssen nicht ausreichen.