Tag der Vermissten
Suchdienst als Kernaufgabe im Bayerischen Rotes Kreuz Weltweit sind über 50000 Personen verschwunden, jährlich über 1700 Anfragen, davon bisher 186 aus der Ukraine

Weltweit fehlt von zahllosen geflüchteten Menschen jede Spur. Anlässlich des Internationalen Tags der Vermissten am 30. August stellt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) den Suchdienst als eine seiner Kernaufgaben, in den Mittelpunkt. „Jede einzelne vermisste Person bedeutet zugleich verzweifelte Angehörige, die auf eine erlösende Nachricht hoffen.
Das Rote Kreuz hilft Familien international bei der Suche. Im vergangenen Jahr hat allein das DRK rund 1.730 Anfragen in der Internationalen Suche bearbeitet. Hauptherkunftsländer sind weiterhin Afghanistan, Syrien, Somalia und Irak. In diesem Jahr ist die Ukraine hinzugekommen. Insgesamt haben uns bisher, rund 700 Anfragen erreicht. Angesichts all der schweren und langwierigen Krisen weltweit ist es umso wichtiger, unsere Suchdienstarbeit für Betroffene noch bekannter zu machen“, sagt DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt.
Der DRK-Suchdienst steht etwa Angehörigen zur Seite, die infolge des bewaffneten Konflikts in der Ukraine von ihren Familien getrennt worden sind. Vermisst werden Zivilpersonen und Militärangehörige, darunter auch Kriegsgefangene. Bis Ende Juli 2022 hat der DRK-Suchdienst 186 Suchanfragen in diesem Kontext erhalten.
Die Fälle werden gemeinsam mit dem internationalen Suchdienst-Netzwerk des Roten Kreuzes bearbeitet. Das DRK hat sich zudem zum Internationalen Tag der Vermissten der multimedialen Kampagne #NoTraceOfYou des Rotkreuz-SuchdienstNetzwerks in Europa angeschlossen. Diese nimmt die Suche entlang der Migrationsrouten nach Europa in den Blick. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind im Jahr 2021 fast 3.300 Menschen auf ihrer Flucht nach Europa verschwunden. Dies sind jedoch nur die dokumentierten Fälle.
Außerdem befasst sich der DRK-Suchdienst nach wie vor mit der Schicksalsklärung von Wehrmachtsangehörigen und Zivilpersonen, die seit dem Zweiten Weltkrieg vermisst werden. 2021 gingen hierzu 13.640 Anfragen ein; überwiegend aus Deutschland, aber ebenso aus Russland, Österreich, Polen, Norwegen und Australien. Seit 1953 wird der DRK-Suchdienst vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) hierzu institutionell gefördert
„Trotz WhatsApp, Facebook & Co verlieren sich noch viele Menschen in den Krisengebieten und auf den Fluchtrouten. Die Gründe reichen vom Verlust des Mobiltelefons, der Passwörter oder der Kontaktdaten über Trennung an Grenzen oder im Falle von Verschleppung und Haft durch Wegnahme der Geräte bis hin zum Tod der gesuchten Person“ so Bernhard Lerner, Leiter der sozialen Dienste beim BRK Traunstein und damit auch für die Suchdienst-Basisstelle im Landkreis zuständig. „ Das endlose Warten, gepaart mit der Mischung aus Hoffnung und Sorge, das die Familien von Vermissten erleben, bezeichnen Psychologen als “uneindeutigen Verlust”. Ohne einen Beweis dafür, was mit ihren Angehörigen geschehen ist, können die Menschen nicht beginnen zu trauern. Unabhängig davon, wie viel Zeit vergangen ist, brauchen die Familien Unterstützung und Antworten, um sich mental zu erholen und wieder weiterzumachen. Suchen-Verbinden-Vereinen-Aufklären ist in diesen Fällen ein wichtiges humanitäres Mandat“