Siegsdorfer Seniorin als Schwimmstar- Vierfache Weltmeisterin und seit über 50 Jahren BRK-Fördermitglied
Seit über 50 Jahren ist Barbara Böhm Fördermitglied beim Roten Kreuz. Doch die 90jährige Siegsdorferin sorgt noch für viele andere Schlagzeilen:
Die Urgroßnichte von Wilhelm Busch ist ein großer Schwimmstar: Vierfache Weltmeisterin, Weltrekordlerin und Bayerische Meisterin in ihrer Altersklasse. In 25 Jahren gewann sie über 800 Medaillen und unzählige Pokale. Die Trägerin der Ehrenmedaille der Gemeinde Siegsdorf steckt noch voller Pläne: Als nächstes stehen die Bayerischen Schwimmmeisterschaften auf ihrem Turnierplan.
Täglich macht sich Barbara Böhm frühmorgens auf den Weg ins Siegsdorfer Schwimmbad, um dort ihre 1000 Meter zu schwimmen. Im Winter zieht sie ihre Bahnen im Inzeller Bad. Die gebürtige Schlesierin ist gelernte Agrar-Ingenieurin und hat vor allem während des Krieges viele Höhen und Tiefen erlebt. Nach ihrer Pensionierung entschied sie sich zusammen mit ihrem Mann, in Siegsdorf den Lebensabend zu verbringen. Als Barbara Böhm 67 Jahre alt ist, ermuntern sie Mitglieder vom Siegsdorfer Sportverein, bei einem Schwimmwettkampf mitzumachen – der Startschuss für eine späte Karriere. 1947 hatte die junge Barbara bei der Wasserwacht des Roten Kreuzes verschiedene Schwimmprüfungen abgelegt, darunter auch einen Ausbildungsschein - und jetzt – fast 65 Jahre später - lernt sie neben dem bisherigen Brustschwimmen die drei anderen Schwimmarten Kraulen, Rücken und Schmetterling. Ihr Name taucht auf den Siegerlisten vieler nationaler und internationaler Meisterschaften auf: Auf dem Turnierplan standen neun Europa- und fünf Weltmeisterschaften. Im letzten Jahr dann bei den Weltmeisterschaften in Göteborg die Krönung: vier Goldmedaillen und der Weltrekord über 200 Meter Brust. Außerdem gewann sie die Bayerischen Meisterschaften in 200 Meter Brustschwimmen und sie hält den deutschen Rekord im Freistilschwimmen.
Vorteile als BRK-Fördermitglied
Mit Beginn ihrer aktiven Sportlerzeit wechselte Barbara Böhm als Fördermitglied in den Traunsteiner Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). „Weil ich soviel unterwegs bin, ist mir im Notfall die kostenlose Rückholung aus dem Ausland wichtig – ein Vorteil, den ich als Fördermitglied habe“, erzählt sie. Deshalb trägt sie ständig ihren BRK-Ausweis mit sich. Die BRK-Mitgliedschaft ist für sie eine Selbstverständlichkeit: „Damals bin ich Mitglied geworden, weil die Rotkreuzler viel für die Menschen da sind und da will ich als Mitglied helfen – das gehört sich einfach. Schön wäre es, wenn viele andere auch so denken würden.“ Auch das Blutspenden für das Rote Kreuz ist für sie kein Fremdwort: viele Jahre ließ sie sich „anzapfen“ und erhielt dafür mehrere Ehrennadeln.
Bei ihrer regelmäßigen Zeitungslektüre studiert Barbara Böhm aufmerksam die Meldungen über das Rote Kreuz. Auch die BRK-Angebote, wie Essen auf Rädern und Hausnotruf, kennt sie genau. „Die Unterlagen liegen alle im Schrank“, schmunzelt sie, „aber noch brauche ich sie nicht. Aber ich weiß ja, dass ich jederzeit anrufen kann, wenn ich mich entschieden habe. Irgendwann ist es soweit.“ Bis auf eine Fahrt ins Krankenhaus in einem Rotkreuz-Wagen hat sie bisher die Hilfe des BRK nicht benötigt.
„Muss mich mehr anstrengen“
Im Moment muss sich die Siegsdorferin beim Gehen auf zwei Stöcke stützen. „Im Wasser vergess ich mein ganzes Leid.“ Leider kann sie seit einiger Zeit nicht mehr vom Startblock ins Wasser springen. „Das ist ein Nachteil, aber was soll's, muss ich mich halt mehr anstrengen.“
In wenigen Wochen reist sie nach Hall in Tirol und startet in den Disziplinen Rücken, Brust und Kraulen. Danach kommen die Bayerischen Meisterschaften, wo sie ihre Titel verteidigen will. Ihr größter Wunsch ist es, bald wieder ohne Hilfe gehen zu können. „Mindestens ein Stock muss weg – solange trainiere ich!“ Bald gibt es in ihrer Siegsdorfer Wohnung keinen Platz mehr für neue Pokale und Medaillen ...