Hilfe für Helfer im Landkreis sichergestellt
13.06.2014 - Acht BRK-Mitglieder absolvierten CISM-Vollausbildung
Für den Kreisverband Traunstein des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) spielt nicht nur die Schulung externer Interessenten, etwa bei Erste-Hilfe-Kursen, eine wichtige Rolle. Auch die fundierte Weiterbildung in den eigenen Reihen ist von großer Bedeutung. Jüngstes Beispiel hierfür ist die erfolgreiche Absolvierung der 200 Stunden umfassenden CISM-Vollausbildung durch acht ehrenamtliche Mitglieder des BRK-Kreisverbandes. Damit kann allen Helfern, die einen belastenden Einsatz hinter sich haben professionell geholfen werden.
CISM steht im Englischen für "Critical Incident Stress Management". Als ein "Critical Incident" bzw. als ein belastendes Ereignis gilt jede Situation, die so ungewöhnlich starke emotionale Reaktionen hervorruft, dass die Funktionsfähigkeit der mit ihr konfrontierten Person beeinträchtigt wird. Solche Situationen sind gekennzeichnet durch Gefühle der Ohnmacht, Hilflosigkeit oder Schuld, große persönliche Betroffenheit, hohe Ereignisintensität oder eine Bedrohung von eigenem Leib und Leben. Einsatzkräfte und Helfer der Hilfs- und Rettungsorganisationen werden in ihren verschiedenen Einsatzgebieten immer wieder mit dramatischen Situationen konfrontiert, z.B. bei schweren Unfällen, Suizidfällen oder anderen Tragödien. Nach solchen Erfahrungen können die Einsatzkräfte unter Umständen nicht ohne weiteres "zurück zur Tagesordnung" kehren, da die massive Stresssituation Spuren hinterlassen und ein psychisches Trauma bedingen kann.
Bei CISM geht es nun darum, die Einsatzkräfte einerseits auf Stresssituationen vorzubereiten und andererseits bei der Verarbeitung der Stresssymptome nach belastenden Ereignissen zu unterstützen. "Wir betreiben Prävention, um zu verhindern, dass ein Trauma entsteht. Dazu bereiten wir die Einsatzkräfte darauf vor, was sie im Einsatz erwarten könnte und erklären, wie Traumas ausgelöst werden. Dadurch reduziert man das Traumarisiko", berichtet Vernond Surand, der Leiter der CISM-Gruppe im BRK-Kreisverband Traunstein. "Zudem sind wir bei Großschadensfällen vor Ort, um erste Vorgespräche führen zu können, wenn eine Einsatzkraft ein auffälliges Verhalten zeigt. Und in Gruppeninterventionen sprechen wir mit einer Gruppe von betroffenen Einsatzkräften über das Ereignis." Generell geht es bei CISM also um die psychosoziale Betreuung der Einsatzkräfte. "Neben den BRK-Mitarbeitern und Helfern von Rettungsdienst, Wasserwacht und Bergwacht richtet sich unser Angebot auch Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr oder THW. Auch sozialen Institutionen wie Krankenhäusern oder Wohngruppen bieten wir Hilfe an", erklärt Surand.
Neben Surand selbst und seiner Frau Andrea haben mit Walter und Karin Daxenberger sowie Claudia Lindner, Hermann Schramm, Stephanie Breitwieser und Ralf Tersteegen sechs weitere ehrenamtliche Rotkreuzler vom BRK die sieben Wochenenden umfassende Weiterbildung bei Dozent Michael Dohle erfolgreich abgeschlossen. "Nun wird die Krisenintervention im Landkreis Traunstein durch CISM erweitert", betonte Surand zufrieden. Zum Einsatz gerufen wird die CISM-Gruppe des BRK-Kreisverbandes Traunstein in der Regel via Funk. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, die CISM-Helfer über die Telefonnummer 0173/8764762 rund um die Uhr zu erreichen. Dieses Angebot richtet sich in erster Linie an Einsatzkräfte, die über ein traumatisches Erlebnis - auf Wunsch auch anonym - sprechen wollen.