Die langersehnte Antwort auf viele Fragen
20.12.2013 - Erfolge für den Suchdienst des Roten Kreuzes – 25 Anfragen in Traunstein
Es war wie ein Weihnachtsgeschenk: Vor wenigen Tagen erhielt Hella Wiedemann einen Brief vom Suchdienst des Roten Kreuzes mit der Nachricht über den Verbleib ihres Onkels, der seit fast 70 Jahren verschollen war. 25 solcher Anfragen bearbeitete der BRK Kreisverband Traunstein in diesem Jahr - so viele wie noch nie - und leitete sie weiter an den Suchdienst.
Doch nicht nur lang zurückliegende Kriegsschicksale versucht der Suchdienst aufzuklären. Auch jüngste Ereignisse spielen bei den Anfragen eine Rolle: So versucht eine syrische Familie, die mittlerweile in Traunstein lebt, Auskunft über vermisste Angehörige in der Heimat zu bekommen.
Immer noch hält Hella Wiedemann die Unterlagen des Suchdienstes ungläubig in Händen. Aus ihnen geht hervor, dass ihr Onkel in russischer Kriegsgefangenschaft an Tuberkulose gestorben ist. Das Schreiben enthält auch viele Informationen über den letzten Lebensabschnitt des Onkels: welche Arbeiten er verrichten musste, wo er untergebracht war, wie er ausgesehen hatte, in welches Hospital er eingeliefert wurde, wann er gestorben ist und wo er genau bestattet worden ist. "Für mich und meine Familie sind diese detaillierten Auskünfte fast unglaublich", so Hella Wiedemann, "sie sind die lang ersehnte Antwort auf so viele Fragen. Schade ist nur, dass dies meine Oma nicht mehr erleben kann - sie hat bis zu ihrem Tod so sehr auf eine Nachricht ihres Sohnes gehofft."
Viele der Suchanfragen, die in einem Ordner in der Traunsteiner Rotkreuz-Geschäftsstelle gesammelt werden, warten noch auf eine Antwort. Manche dieser Schicksale kennt Claus Hieke aus Traunstein, der bis zu seinem Ruhestand viele Jahre Leiter der Auslandsabteilung und des Landesnachforschungsdienstes des Roten Kreuzes in München war. "Sobald ich von den Möglichkeiten des Suchdienstes erzähle, kommen Anfragen.
Mein jüngster Fall ist ein Mann aus Siegsdorf, der nach seinem in Russland verschollenen Großvater sucht. Und wie es der Zufall will, wurde dabei unerwartet der Verbleib eines seit Kriegsende in Russland vermissten Vaters einer Urlauberin aus Sachsen geklärt." Nachdem die russischen Archive auf Veranlassung von Staatspräsident Michail Gorbatschow geöffnet wurden, kamen erstaunliche Details ans Tageslicht. "Die Russen haben sehr akribisch ihre Akten geführt."
Neues Online-Angebot des Roten Kreuzes
Jetzt hat das Rote Kreuz mit einem neuen Online-Angebot die Suchmöglichkeiten nach vermissten Familienangehörigen noch weiter verbessert. Hierbei wird versucht, durch die Veröffentlichung von Fotos im Internet auseinander gerissene Familien wieder zusammen zu bringen. Darauf hofft auch die syrische Familie in Traunstein, die vor mehreren Wochen eine Suchanfrage in der BRK Kreisgeschäftsstelle gestellt hat. "Damit öffnen sich für den Suchdienst neue Möglichkeiten", so Claus Hieke. "Gerade in jüngster Zeit kommen viele Anfragen in Folge bewaffneter Konflikte, Katastrophen, Flucht, Vertreibung und Migration. Ich kann nur jeden ermutigen, der das Schicksal eines Angehörigen aufklären will, sich an den Suchdienst des BRK zu wenden."