· Pressemitteilung

Die Traunsteiner Retter auf zwei Rädern starten durch

Foto: BRK KV Traunstein
Sie ließen es sich nicht nehmen, persönlich zur Eröffnungsfeier zu kommen; v.l. Jens Borchert, BRK Regensburg, Christoph Kufner, Autohaus Freilinger, Johannes Hasler, BRK München, Peter Pohl, BRK Schwaben, Jakob Goess, BRK Traunstein, Markus Schlaffner, BRK Traunstein, Florian Appelt, Landratsamt Traunstein, Thorsten Brandstätter, BRK Traunstein, Norbert Hußl, Ingenieurbüro ING.Group Traunreut sowie Helly Frank, BRK Traunstein und Initiator der Motorradstaffel
Foto: BRK KV Traunstein
Die Ausfahrt führte die 18 Maschinen durch die Landkreise Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land
Foto: BRK KV Traunstein
Bei einem der Förderer der Motorradstaffel des BRK Traunstein, BMW Bachfrieder in Piding, legten die Fahrerinnen und Fahrer einen kurzen Zwischenstopp auf ihrer Tour ein. Von links: Helly Frank mit den Geschäftsführern von BMW Bachfrieder, Christian und Helmut Gumpinger

Feier zur Gründung der BRK-Motorradstaffel für den Landkreis Traunstein

Anfang 2022 hat der Kreisbereitschaftsleiter des Bayer. Roten Kreuzes (BRK) Traunstein, Helmut „Helly“ Frank, einen Plan: Er will für den Landkreis Traunstein eine Motorradstaffel für das BRK gründen. Ein Ziel ist, den vielbefahrenen Autobahnabschnitt der A 8 zu bestreifen und damit die Lücke zwischen den bereits per Zweirad bestreiften Abschnitten Berchtesgadener Land und Rosenheim zu schließen. Denn auf zwei Rädern gelangt man schneller und einfacher zum Ort des Geschehens, um die medizinische Erstversorgung bei Unfällen oder Staus auf der Autobahn sicherzustellen, wenn die Rettungsgasse dicht ist. Außerdem könnten die zahlreichen Veranstaltungen im Landkreis Traunstein per Zweirad betreut werden, wenn die Besucherinnen und Besucher medizinische Hilfe benötigen. Auch im Katastrophenfall, z. B. bei Unwetterlagen, könnte die Motorradstaffel für Erkundungen angefordert werden, die dann wertvolle Informationen schnell und unkompliziert an die zuständige koordinatorische Leitung liefert. Weitere Aufgaben, wie Medikamenten- und eilige Blutkonserventransporte auf Weisung der Integrierten Leitstelle, oder Verkehrssicherung von geschlossenen Marschverbänden sowie Unterstützung bei SEG-Einsätzen wären auf zwei Rädern einfacher. Motorradstaffeln kannte Helly Frank schon von den Kollegen der Landkreise Rosenheim, Altötting und Berchtesgadener Land.
 

Vom Plan zur Umsetzung
Und so macht sich Helly Frank an die Arbeit: Zuerst holt er alle Infos zur Gründung einer Motorradstaffel ein, denn es gibt viele Voraussetzungen, die zu erfüllen sind. Bis alles umgesetzt und genehmigt ist, dauert es, und auch für die Mittelbeschaffung geht viel Zeit ins Land. Doch Hellys gute Vorarbeit zahlt sich aus: kurzfristig eröffnet sich in 2023 die Möglichkeit, eine gebrauchte
Dienstmaschine, eine BMW R 1200 RT, vom BRK-Kreisverband Miltenberg-Obernburg zu erwerben. Die Nachfrage ist hoch, eine schnelle Entscheidung erforderlich. Durch die Unterstützung der Geschäftsführung des BRK Traunstein, Andreas Richter und Thorsten Brandstätter, kann die Maschine zeitnah erworben und abgeholt werden: Die Initialzündung für die Gründung des Fachdienstes Motorrad. Anfang 2024 bezieht der Fachdienst Motorrad dann die Unterkunft im BRK Gebäude Traunreut. Im Oktober 2024 ergibt sich dann die Chance, eine zweite Einsatzmaschine, eine BMW R 650 GS, vom BRK Kreisverband München zu kaufen. Das Ziel: ab Mai 2025 den Dienst zusammen mit der in Siegsdorf ansässigen Polizeimotorradstreife auf der A8 aufzunehmen, mit dem THW zusammenzuarbeiten und die Ausbildung der Fahrer gemeinsam mit den umliegenden Kreisverbänden, der Motoradabteilung der Verkehrspolizei Traunstein und dem THW OV Traunstein weiterzuführen.


Gründungsfeier mit viel Prominenz und einer Ausfahrt
Am 3. Mai 2025 ist es dann so weit: Mit viel Prominenz wird die eigentlich bereits 2023 erfolgte Gründung des „Fachdienstes Motorrad des BRK“ und die Eröffnung seines Standorts gleich neben dem K1 in Traunreut endlich gebührend gefeiert. Helly Frank übernimmt die Einführung, gibt einen kurzen Rückblick über die Zeit der Planung und weiß noch: „Nachdem wir die erste Maschine gekauft hatte, sagte Thorsten Brandstätter damals zu mir, Helly, jetzt muss aber auch was gehen.“ Die Festredner geben einen Überblick über die Pläne und Aufgaben: Das BRK-Urgestein Peter Pohl freut sich, dass es jetzt 18 Motorradstaffeln in Bayern gibt. Johannes Hasler, Bezirks-Fachdienstleiter des BRK, spricht davon, dass in der Zeit Freundschaften entstanden seien und dass die Hotspots im Reiseverkehr auf der A8 mit der Motorradstaffel Traunstein nunmehr bestens abgedeckt seien. Markus Schlaffner, seit 25. März Kreisvorsitzender des BRK Traunstein, nimmt in seiner Rede auch eine persönliche Perspektive ein: „Die Gründung ist ein Meilenstein in der landkreisübergreifenden Zusammenarbeit, ich stehe voll dahinter. Ich bin selbst schon oft im Stau gestanden und wäre froh gewesen über Helfer, die die Autofahrer betreuen. Jetzt pack ma’s o.“ Florian Appelt, Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Zivil- und Katastrophenschutz beim Landratsamt Traunstein, sieht das ähnlich und ist voll des Lobes: „Hier ist es wie bei all unseren Hilfsorganisationen im Landkreis, wie zum Beispiel bei den Maltesern, wir packen an und halten zusammen.“ Die gleiche Haltung hat auch Thorsten Brandstätter, der stellvertretende Kreisgeschäftsführer. Jakob Goess, stellv. Kreisgeschäftsführer Rettungsdienst des BRK Traunstein, Leitung Rettungsdienst, wünscht: „Kommt immer gut heim von euren Einsätzen.“ Von Sponsorenseite richten Norbert Hußl, Geschäftsführer der ing.group Traunreut, und Christoph Kufner, Geschäftsführung Autohaus Freilinger Traunreut, Grußworte an die Anwesenden. Beide kommen nicht mit leeren Händen und bringen großzügige Spendenschecks mit.
Eingeladen zur Gründungsfeier sind auch Motorradstaffeln aus ganz Bayern. Der Tag klingt mit viel Lachen, guten Gesprächen und ausgezeichneter Verpflegung aus. Aber natürlich soll, nach dem offiziellen Teil am Samstag, dann am Sonntag auch eine Ausfahrt der Staffeln zum Saisonauftakt stattfinden, die durch die drei Landkreise Traunstein, Altötting und Berchtesgadener Land führt, organisiert von den Staffeln der jeweiligen Landkreise. 18 Motorräder mit Fahrerinnen und Fahrern aus München, Rosenheim, Regensburg, Altötting, dem Berchtesgadener Land, Traunstein und sogar aus Sonthofen kurven so von Traunreut über Neuötting und Töging nach Piding, weiter über Bad Reichenhall, Ruhpolding und Siegsdorf wieder zurück zum Ausgangspunkt, dem neu gegründeten Standort in Traunreut. Bei Zwischenstopps im BRK-Gebäude in Neuötting und bei BMW Bachfrieder in Piding werden alle herzlich willkommen geheißen und bestens verpflegt. Aber auch den Schutz Gottes erbitten die Fahrerinnen und Fahrer auf der Tour: In Töging nehmen die Motorräder Aufstellung vor der Kirche und werden vom Pfarrverbandsleiter Piotr Wandachowicz, der den Segen erteilt, mit guten Wünschen bedacht.


Die Motorradstaffel finanziert sich überwiegend aus Spenden
Möglich wurde die Gründung überhaupt nur durch die großzügige Unterstützung der Förderer der Motorradstaffel: die BMW-Motorrad-Sparte des Autohauses Bachfrieder in Piding im Berchtesgadener Land, das Mercedes-Smart-Autohaus Freilinger in Traunreut, Fellner Bad+Heizung in Traunstein und das Ingenieurbüro Ing GmbH aus Traunreut. Helly Frank ist den Förderern sehr dankbar: „Diese Unternehmen stehen voll hinter der Idee der Motorradstaffel. Sie unterstützen uns finanziell und sorgen dafür, dass unsere beiden Maschinen in Ordnung und startbereit sind, so dass wir Fahrer sofort für die Menschen, die unsere Hilfe benötigen, unterwegs sein können. Denn für uns nimmt die Kompetenz und Sicherheit der Mitwirkenden einen hohen Stellenwert ein. Es entstehen Kosten für Motorradkleidung, Helme, Lehrgänge und Wartungskosten der Motorräder. Da sprechen wir von 3.500 € für die Ausbildung jedes einzelnen und von jährlichen Kosten von 2.000 € für den Betrieb. Daher ist weitere finanzielle Unterstützung unabdingbar.“


Alle Retter sind ehrenamtlich unterwegs
Die Retter selbst bringen ihre Freizeit für den Dienst in der Motorradstaffel ein. Helly Frank ordnet ein: „Jeder unserer Fahrer ist ausschließlich ehrenamtlich und unentgeltlich unterwegs. Alle tun das aus voller Überzeugung und mit viel Engagement.“ Das Team der Motorradstaffel besteht aus fünf Männern: Fachdienstleiter Helly Frank ist hauptberuflich Notfallsanitäter beim BRK Traunstein, Robert Meyer, Manfred Lexmaul, Peter Haller und Kurt A. Wildmoser sind ausgebildete Rettungssanitäter. Der fünfte im Bunde ist der Sanitäter Jens Pischeli. Allen Fahrern gemein ist, dass sie grundlegende Kriterien erfüllen: Sie müssen ausgebildete Rettungssanitäter sein, eine Führungsausbildung als Gruppenführer haben und über eine langjährige Fahrpraxis mit Maschinen ab 750 ccm verfügen. Außerdem ist ein stabiles familiäres Umfeld nötig. Bevor sie den Menschen auf ihren BMW-Maschinen zur Hilfe kommen dürfen, müssen sie noch eine aufwändige Zusatzausbildung absolvieren: den Fachdienstlehrgang Motorrad, den die Männer ebenfalls in ihrer Freizeit belegen. Dort werden alle wichtigen Kenntnisse vermittelt, die im Notfall den entscheidenden Unterschied machen, wenn es gilt, Menschen zu helfen.


Zuerst am Unfallort
Denn die BRK-Motorräder sind oft die Ersten in der Rettungskette am Unfallort. Deswegen bergen die Motorradkoffer auch alles Wichtige für erste Notfallmaßnahmen. Aber auch kleine Kuscheltiere finden sich darin, wenn die Kleinsten am Unfallort Trost brauchen. Eine der beiden Maschinen hat sogar einen Defibrillator an Bord, der die Überlebens-Chance von Patienten mit Herzstillstand signifikant erhöht.
Die Helfer auf zwei Rädern tragen also dazu bei, dass die Menschen im Notfall gut und schnell versorgt werden. Die Retter selbst spenden ihre Zeit – doch ihre Rettungseinsätze hängen ab von finanzieller Unterstützung. Nur dann kann jeder die schnelle Hilfe der Motorradstaffel bekommen: bei einem Unfall auf der Autobahn, im Stau oder auch im Katastrophenfall.
 

Ein Abriss der Geschichte der Motorradstaffeln des BRK
Insgesamt gibt es 18 Motorradstreifen in Bayern, die erste wurde vor 42 Jahren in Dachau gegründet. Der größte Standort in Bayern mit vier Motorrädern und 20 Mitgliedern ist Regensburg. In den an Traunstein angrenzenden Landkreisen Altötting (2 Motorräder, 5 Mitglieder) und Rosenheim (1 Motorrad, 6 Mitglieder) gibt es so eine Staffel seit 1984, im Berchtesgadener Land (1 Motorrad, 6 Mitglieder) bereits seit 1983. Frauen sind bei den umliegenden Motorradstaffeln nach wie vor in der
Minderzahl, drei Frauen sind es in Rosenheim, in Altötting gibt es eine Frau im Dienst auf zwei Rädern.
 

Unterstützen Sie die Helfer
Spendenkonto der Motorradstaffel des BRK Traunstein:
IBAN: DE11 7105 2050 0000 0001 90
Verwendungszweck: Motorradstaffel BRK Traunstein